Eigenschaften v. Filz

  Natürlich gehen die Eigenschaften von Filz und Filzprodukten eng mit dem Ausgangsmaterial einher. Da, wie an anderer Stelle beschrieben, nicht immer die reine Schafswolle der einzige Primärstoff ist, weichen die Eigenschaften des resultierenden Filzes stark voneinander ab. Auch ist Schafswolle nicht gleich Schafswolle: Tierrassen, Haltungsbedingungen und Herkunftsland sind unterschiedlich. Außerdem weist schon das einzelne Tier Schwankungen in der Qualität auf, bedingt durch die Eigenheiten eines Naturproduktes.
  Aber nicht nur das Ausgangsmaterial selbst sondern auch die Verarbeitungsmittel und die Verarbeitungstechniken lassen die Möglichkeit sehr unterschiedlicher Endresultate zu.
  So ist das Filzen eine Kunst bei der die Filzenden - seien sie nun Künstler/innen oder Handwerker/innen - mehr als ausreichendes Wissen erlangen müssen, um qualitative oder zweckdienliche Nuancen ihrer zufilzenden Absicht beeinflussen zu können. Und doch lässt das Material an sich auch Anfänger/innen die Möglichkeit der spielerisch-produktiven Entfaltung. Dieser Umstand ist nicht nur durch den Umgang mit natürlichen Materialien bedingt sondern auch durch die, im Vergleich zu anderen Kunst- und Handwerken, geringen Aufwendungen an Produktionsmitteln. Umstände, die das Filzen gerade auch im pädagogischen Bereich sehr interessant machen.

° Ein Grundmerkmal dieses Materials ist die Elastizität
     * es ist dehnbar, druckelastisch
     * und sehr unempfindlich gegen Knitter
° eine weitere Grundeigenschaft ist die Isolationsfähigkeit
     * isoliert nicht nur gegen Hitze und Kälte
     * sondern dämpft auch Schwingungen,
     * absorbiert Schall und speichert Wärme
     * schützt vor Schmutz
     * polstert und schont vor mechanischer Beschädigung
° die dritte Grundeigenschaft ist die Saugfähigkeit
     * saugt Flüssigkeiten auf
     * speichert sie bis zu einem Vielfachen seines Eigengewichtes
     * gibt sie wieder ab
° die letzte Grundeigenschaft ist die schwere Entflammbarkeit
     * selbst bei direkter Feuereinwirkung
     * wird Filz ab ca 320°C lediglich verkohlen

(Es soll aber nicht bestritten werden, dass diese Grundeigenschaften nicht auch verloren gehen bzw. verändert werden können. So wird z.B. manch ein Industrie-Filz derart mit Klebstoffen und chemischen Substanzen versetzt, dass er durchaus als wasserabweisend zu bezeichnen ist.)

Die weiteren Eigenschaften von Filz lassen sich, abhängig von den verwendeten Rohstoffen und deren Eigenheiten bzw. der Art des Verarbeitungsprozesses, äußerst flexibel gestalten. Trotz des breiten Anwendungsspectrums ist aber auch Filz nicht jenes "absolut abgefahrene Megaprodukt" das gegensätzliche Eigenschaften in sich vereinen kann, so wie es uns manch ein "schwarzes Industrie-Lämmchen" gerne verkaufen möchte.

Filz im allgemeinen ist
°  sehr ökologisch
weil
er als nachwachsender Rohstoff im Gesamtkreislauf ausgezeichnet integriert ist und sowohl aufgrund seines organischen Ursprungs gute Verrottungseigenschaften als auch, bei besonderer Umsicht und Sorgfalt, eine Langlebigkeit, die auch ohne chemische Behandlung auskommt, aufweist. An einem durchschnittlichen Menschenalter gemessen können Filzgegenstände zu natürlichen Lebensgefährten werden, wie sie es von altersher auch schon immer waren.
°  sehr ökonomisch
weil
 * das Grundmaterial Wolle in allen Kontinenten erzeugbar ist. ( Von daher wäre bei umweltsolideren Strukturen ein Transport über weite Strecken unnötig. Zumal Schafe, Ziegen etc. problemlos mit minderwertigeren Böden zurecht kommen und gerade in diesem Bereich auch landschaftspflegerische Dienste Übernehmen können solange der Bestand nicht durch rein kommerzielle Gründe flächenbezogen im Übermaß intensiviert wird.)
 * die Verarbeitung mit relativ geringem technischen Aufwand zu bewerkstelligen ist.
 * die Materialien zur Verarbeitung (Färbemittel, Wasser, Seife etc.) ähnlich ökonomisch/ökologisch günstige Voraussetzungen wie das Grundmaterial Wolle haben.
 * das Erlernen der Grundtechniken schon Kindern nichts Außergewöhnliches abverlangt und nicht nur eine sinnvolle sondern auch spielerisch kreative Tätigkeit ist, die neben künstlerischen und handwerklichen Entfaltungsmöglichkeiten auch körperliche Energien fruchtbar einsetzt.
Es mag sich zu nächst eigenartig anhören, dass Filz dazu noch
 * sozial ist, wo doch die Doppeldeutigkeit des Wortes vielmehr an etwas verworrenes, verflochtenes Korruptes erinnert als an ein uraltes Handwerk. Aber diese älteste Möglichkeit der textilen Gestaltung trägt die historischen Elemente alter Hand- und Kunstfertigkeit in sich. Die Bindeglieder zwischen täglichem Überlebenskampf und kulurellem Sprachrohr der Auseinandersetzung mit der Umwelt ließen nicht nur einfache Gebrauchsdinge mit einfachen Mustern enstehen. Ob filigrane Meisterstücke, mongolische Prunkjurten oder aller feinste türkische Teppiche, sie waren wohl weniger die Leistung Einzelner als vielmehr ein dynamisches Gruppenerlebnis, in dem Arbeit, Kommunikation und Befinden zu Bestaunbarem verschmolzen. Ob Zauber oder Spielzeug, das Material fordert Kreativität und Muße - Fähigkeiten, die in unseren Tagen wieder an Bedeutung gewinnen.

die wichtigsten Eigenschaften nach Verwendungszweck
textiler Bereich
 * natürlich, hautfreundlich, weich  ( je nach verwendeter Wolle)
 * bedingt wasserabweisend  ( je nach Filztechnik)
 * isolierender Körperwärmespeicher ( auch feuchter Filz)
 * luftdurchlässig
 * schonend ( z.B. Schuhe)
 * robust ( je nach verwendeter Wolle und Filztechnik)
 * farbintensiv, lichtecht ( je nach Färbung)
(im Grunde ist Filz für fast alle Bekleidungsstücke geignet)

häuslicher Bereich
 * isolierend, schalldämmend
(Wärmedämmung, Zwischenwanddämmung, Trittschalldämmung ect..)
 * filternd
(Hauswasserfilter etc.)
 * Material schonend
(Filznoppen->Stuhlbeine, Einlage für Schmuckkästchen etc.)
 * dekorativ, Wohnatmosphären steigernd, gemütlich
(Teppich, Wandbehang, Bilder, Skulpturen etc.)
 * mehr als pädagogisch wertvoll.....
(ob als Teddybär, Puppe, oder Tennisball
ob als Klöppel im Klavier als Untersetzer oder als Polierscheibe für das Auto
ob als Kugel für den Schulgong oder zum Dämmen der Lautsprecher etc.)



desweiteren vieles mehr in der industriellen Verwendung
zum Beispiel:
Filzdichtungen und -streifen
Filzringe als Schmierdepot und zur Staubabdichtung
Filzstanzteile als Lagerdichtung und -schmierung in der Motorenfertigung
Filzröhren, Filzmanschetten, Filzwalzen, Filzdochte
Filze für die Musikindustrie
Filter zur Reinigung von Kraftstoffen in Dieselmotoren
Filtermedien zur Staubabsonderung
In/Outdoor-Teppichböden
für Sportstätten , Objekt-,Büro- und Wohnereich
Tücher für Billardtische
Inletts für Skistiefel und Motoradhelme ect.

... so vielfältig die Anwendunsbereiche,
so vielfältig die jeweiligen Eigenschaften von Filz ...


siehe auch
Fasereigenschaften